Christian Penning | Zeitreise durch Marokkos Berge
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Zeitreise durch Marokkos Berge

15 Dez Zeitreise durch Marokkos Berge

Es war mehr als einfach nur ein Auftrag für ein paar Fotoreportagen. Es war eine bewegende Zeitreise in eine Welt weit weg von unserem mitteleuropäischem Alltag – und trotzdem nur knapp vier Flugstunden entfernt von München. Zusammen mit Florentin und Ina war ich im vergangenen Herbst mit einheimischen Guides zwei Wochen lang im hohen Atlas und Jbel Sarho Gebirge unterwegs: Kletter-, Trekking- und Biketouren, so der Plan.

Noch viel eindrucksvoller aber als die sportlichen Abenteuer und die gigantischen Gebirgslandschaften, die teils ans tibetische Hochland erinnerten, teils an die bizzarren Felslandschaften Utahs, waren die Menschen, denen wir begegneten. Seit Jahrtausenden schon ziehen die Berber als Nomaden und Halbnomaden mit ihren Schaf- und Ziegenherden durch diese Bergregionen. Und allzuviel hat sich seitdem nicht geändert. Klar, für die Jungen ist das Handy aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – und die Mobilfunkabdeckung ist selbst in entlegenen Tälern oft besser als im Allgäu. Doch statt im SUV oder mit dem Motorrad, sind die meisten von ihnen immer noch traditionell mit Eseln oder Mulis unterwegs. Beeindruckend war vor allem der achtsame Umgang untereinander, zum Beispiel beim Besuch des lokalen Marktes in dem Berberdorf Zaouiat Ahansal an der Nordseite des Hohen Atlas. Männer in Kaftanen, mit blitzenden Augen unter den Turbanen. Frauen mit blau-grünen Tätowierungen im Gesicht und an den Händen. Spirituelle Schriftzeichen und Ornamente, die die Verbundenheit mit Natur und Kosmos symbolisieren. Trotz des Trubels am Markt wirkte der Ortskern wie eine Oase der Ruhe, eines paradiesisch friedlichen Miteinanders. Kein lautes Geschrei, dafür respektvolle Handküsse.

Nicht viel anders im Aït Bouguemez, dem „Tal der Glücklichen“: Frauen klaubten in bunten Gewändern Kartoffel auf einem Feld. Auf dem nächsten stand noch der Weizen, der wurde mit der Sichel Ähre für Ähre geerntet. Männer ackerten mit Gespannen aus Eseln und Holzpflug Felder kaum größer als der Garten eines Einfamilienhauses. Alle wirkten tief versunken in ihre Arbeit. Ruhig. Ohne jede Hektik. Fokussiert und tiefenentspannt zugleich.

Die Tür in diese Welt geöffnet hat uns Mohamad Ahansal, der fünffache Gewinner des legendären Wüstenrennens „Marathon des Sables“. Herzlichen Dank auch an Guide Mustafa, unseren Koch Ahmed und all die vielen anderen Helfer, die uns diesen kostenbaren Einblick in eine faszinierende, bislang unbekannte Welt ermöglicht haben.

Der erste Teil der Reportagen wurde gerade in der aktuellen Ausgabe des Kundenmagazins „Bewegt“ von SportIN in Ingolstadt veröffentlicht.

Die Berber bezeichnen sich selbst als Imazighten, das bedeutet so viel wie ‚freie Menschen’.